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32 Jahre entwicklungspolitische Arbeit

 

Besuch in der Kinderstation des Hospitals Barrio Obrero
von Hermann Schmitz † 30.03.2019
27.09.10     A+ | a-
Der letzte Besuch in der Kinderstation des Hospitals Barrio Obrero gilt noch einmal meiner Vergewisserung, dass alle Medikamente von MEDEOR angekommen sind:
Der Raum des Direktors der „Sala de Pediatría“, Dr. Baudo, und von Dr. Estanislao Cano, ist ganz voll gestellt mit den zehn großen, von MEDEOR traditionell in Jutesäcke verpackten Paketen voller wertvoller Medikamente, die trotz verbesserter staatlicher Versorgung der Hospitäler mit Medizin von größtem Nutzen für die Station sind, da vor allem solche Medikamente von MEDEOR angefordert werden, an denen nach wie vor Mangel im Land herrscht  -  bzw. die solche Arznei „ersetzen“ sollen, die vielleicht schmeckt, aber wirkungslos ist, da sie gefälscht ist! In einem Land, wo so ziemlich alles ziemlich raffiniert abgekupfert wird, sind auch  Medikamente keine Ausnahme.
Wir überlegen, mit der nächsten Lieferung ein ambulantes Labor mitzuschicken, mit dem Falschmedizin eindeutig erkannt werden kann. Große Zustimmung.

Auch unter der neuen Regierung und der neuen Ministerin kommen die Medikamente nicht auf geregelte Weise aus dem Zoll, es läuft immer über eine persönliche Schiene, so auch dieses Mal. Dr. Baudo aktiviert eine Krankenschwester aus dem Hospital, deren Mann beim Zoll arbeitet, und der für die verlustfreie Auslieferung sorgt   -  gegen geringe „Gebühren“, die vom Personal der Kinderstation aufgebracht werden.
Die Papiere von MEDEOR, Inhaltslisten, Versandbescheinigungen, Schenkungszertifikate  -  alles nur schmückendes Beiwerk, es zählt der möglichst mächtige „amigo“.
Die Pakete kommen „per Post“, d. h. als Pakete, auf dem Luftweg, bleiben lange in Sao Paulo hängen, von dort werden sie auf dem Landweg weiter geschickt.
Liest man die Gebühren für den Versand, schlägt einem das Gesicht nach hinten: Unverschämt teuer!! Die Post kassiert ab.
Ich bin mehrere Stunden im Hospital, nehme an Visiten teil, stehe an vielen  Krankenbetten und überzeuge mich wieder einmal vom inzwischen guten Standard der med. Betreuung und der kindgerechten Atmosphäre auf der Kinderstation.
Die Medikamente, die schon viele Leben gerettet haben, werden kontrolliert und gewissenhaft  verteilt und eingesetzt, Dr. Baudo führt genau Buch.
Und es ist wie stets eine Freude, Dr. Cano bei seinem Umgang mit den kleinen Patienten zuzuschauen.

Und was ist das?
Medikamentenklau?
Fünf Pakete sind für das Ehepaar Uli und Lisa in dem Städtchen Ypacaraí bestimmt, MEDEOR hatte die Sendung mit einem Y gekennzeichnet, ich bringe sie ihnen auf dem Weg zum Ausflugsziel der Kinderhortgruppe vorbei (wie berichtet).

Uli und Lisa Metsch-Dömel
(www.ulisa-info) sind Selbstversorger auf ihrem Stück Land, metzgern, kochen und backen auch für den Verkauf  -  vor allem aber führen sie Hilfsprogramme für ihre Not leidenden paraguayischen Nachbarn durch, die klug durchdacht sind, Eigenleistung einfordern und langfristig angelegt sind.
Da die Böden, auf denen sie zunehmend Nahrungsmittel anpflanzen wollen, nicht zu den besten gehören, ist ökologische Landwirtschaft besonders angesagt.













Wir als PPI konnten einen Kontakt zu unserer „Ökologischen Landwirtschaftsschule San Juan“ vermitteln, deren Schüler demnächst bei Lisa und Uli zu Lehrern in ökologischer Landwirtschaft werden. Solche Verbindungen zu schaffen, ist immer wieder eine gute Einwirkungsmöglichkeit von außen.
Die Medikamente setzen sie in den völlig unterversorgten Gesundheitsposten ihrer Region ein. Die sehr kompetente und energische Lisa wird ihre Verwendung genau überwachen.

Ich falle immer wieder unangenehm auf durch meine Pünktlichkeit, obwohl ich mir doch so oft vornehme, mal bis  -  sagen wir 16.20 Uhr  -  zu warten, wenn ich um 16 Uhr verabredet bin, oder am Abend gar eine halbe Stunde später aufzukreuzen.
Das will mir aber einfach nicht gelingen, dabei weiß ich doch, dass es für den paraguayischen Menschen nachgerade eine Unhöflichkeit darstellt, wenn man pünktlich auf seiner Matte steht.
Er rechnet ja nicht im Ernst damit, dass jemand zur verabredeten Zeit kommt, ist folglich meist noch gar nicht fertig und weiß dann nicht, was er mit dem aus seiner Sicht verfrühten Gast anfangen soll. Das kann dann richtig peinlich sein.
Es heißt also weiter Unpünktlichkeit lernen  -  kein Paraguayer kann auch nur erahnen, welch schwierige Übung das für den deutschen Gast ist!
Auch der Ausflug mit den Kolleginnen des Kinderhortes sollte um 7.30 Uhr starten (eigentlich hatte der deutsche Ausflugplaner „Abfahrt 7 Uhr .....“ vorgeschlagen, um „ ....den Tag zu nutzen“!).
Um 8.30 können wir dann los fahren, dafür müssen zwei Teilnehmer schon früher zurück. Wir „bestrafen“ sie souverän: Sie müssen per Bus nach ASU fahren.
Viel wichtiger aber ist, dass wir vergnügte Stunden zusammen verbringen  -  erstaunt nehme ich zur Kenntnis, dass es der erste „Betriebsausflug“ des Kinderhortes  ist.

Und der führt uns nach Atyrá, der „saubersten Stadt Paraguays“, und vorher zur „granja“ des Don Francisco K., einer Art Landgut desjenigen deutschen Mannes, der das älteste Restaurant in Asunción hat, das legendäre „San Roque“.
Er zeigt uns seine Blumenpracht, die Brombeerhecken und Macadamia-Nussbäume.

Der „vaticano“, ein vom Redentoristenpadre Attilio pompös erbauter klosterähnlicher Tagungskomplex, verfehlt seine Wirkung auch nicht auf die Kinderhortmannschaft, keiner von ihnen hat es je gesehen, die meisten nicht einmal davon gehört. Wie überhaupt nur wenige Paraguayer die Geografie ihres Landes  -  und sei es die nächstgelegene  -  auch nur ansatzweise kennen, und noch weniger dort auch leibhaftig waren.
Manchmal nenne ich eher verschämt die Gegenden, in denen ich mich wieder einmal herum getrieben habe, weil ich zu oft erlebe, dass man keine Ahnung hat, wovon ich spreche, bzw. weil ich fürchte, Neid zu erzeugen.....
Die Anlage, die nur ich vaticano nenne, die in Wirklichkeit aber „Marianela“ heißt, vermag den einfachen Besucher zu erheben  -   oder auch ihn einzuschüchtern. Unser Kinderhortpersonal ging recht entspannt mit der Imposantarchitektur um  -  zur Siestazeit war der lange Flur nur Schlafzone, und auch Praktikantin Manya hatte sich ihr Plätzchen gesichert, bei 40 Grad schläft man auch auf Stein.
Sagte ich etwa
„Mannschaft“?
Nur wegen Gustavo? Also: Team!  
Gustavo war gern und oft auf Bäumen oder Felsen .........
„Mein Weg“, der geheimnisvolle rote Erdweg, wurde bei diesem Spaziergang von hinten „aufgerollt“  -  und auch so bot er auf seiner ganzen Länge reizvolle Ausblicke, Begegnungen mit Anwohnern  -  und zum Schluss sogar eine „Mitfahrgelegenheit“
Aber erst einmal holen sich Miriam und Gloria frisches Brunnenwasser. Die Land(s)leute sind überaus freundlich, das wundert die beiden Frauen aus der Hauptstadt eher, wie überhaupt das Landleben für sie eine neue Erfahrung zu sein scheint.
Ach ja, auf dem Hinweg hatten wir fünf MEDEOR – Pakete mit Medikamenten an Uli und Lisa abgegeben (s. o.), das überaus engagierte deutsche Ehepaar am Lago Ypacaraí, das damit seine Hilfsangebote für die paraguayischen Nachbarn endlich erweitern kann, indem es umliegende Gesundheitsposten gezielt mit Medikamenten versorgt, die immer noch fehlen.

Ausbildungszentrum für ländliche Entwicklung (CCDA)

Hilfsverein Solidarität - Solidaridad

Fundación Vida Plena

Kinderstation Hospital Barrio Obrero

Fundación Celestina Pérez de Almada

Padre Oliva - Bañados del Sur

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